Aktiv gegen Antisemitismus
Einleitung: Zur Benutzung des Ordners
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im April 2004 organisierten die 56 Teilnehmerstaaten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine internationale Konferenz zum Thema der Antisemitismusbekämpfung. Als Ergebnis wurden unter anderem der sich ausbreitende Antisemitismus bei ethnischen Minderheiten erkannt und die nötige Ausarbeitung neuer Bildungsprogramme angemahnt, da bislang wenig getan wurde, um diesem Problem zu begegnen.
Das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) und das American Jewish Committee (AJC) haben in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin Untersuchungen an Pilotschulen in Berliner Bezirken durchgeführt, die einen hohen Migrationsanteil vorweisen. Unter den Jugendlichen waren einige antisemitische Vorurteile festzustellen, gleichwohl das Wissen über die Deutsch- Jüdische Geschichte, Jüdische Religion und Kultur oder das moderne Israel kaum vorhanden war.
Daraufhin haben die Senatsverwaltung, das AJC und das LISUM begonnen, zusammen an der Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien zu arbeiten, um ein Verständnis von jüdischem Leben wecken zu können. Dabei wurden wir von unseren Kooperationspartnern in der Berliner Jüdischen Gemeinde und dem Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin unterstützt.
In enger Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern in Berliner Pilotschulen entstand die vorliegende Handreichung, welche die Stärkung einer Identität, die auf Respekt für sich selbst und die anderen beruht, fördert. Besonderes Augenmerk wurde dabei da- rauf gelegt, das Material auch für jüngere Jahrgangsstufen anwendbar zu machen, denn je früher man Vorurteilen begegnet desto weniger können sich diese verfestigen. An der Entwicklung des Curriculums waren eine Vielzahl von Personen und Institutionen beteiligt. Das Material kennzeichnet sich dadurch, dass es von einer Gruppe aus Expertinnen und Experten mit christlichem, muslimischem und jüdischem Hintergrund erarbeitet wurde.
Es wäre zu leicht, zu glauben, dass ein einzelnes Programm die Einstellung gegenüber Juden und Israel ändern und die Vorurteile an ihnen ausräumen könnte. Es ist allerdings ein erster Schritt, mehr über jüdisches Leben, jüdische Kultur und ihre Bedeutung für die deutsch-jüdische Geschichte zu lernen. Für Jugendliche ohne eine Verbindung zur deutschen Geschichte in der eigenen Biographie ist es möglich, selten vernommene Geschichten neu zu erzählen. Geschichten, die vom Holocaust als einem Geschehen erzählen, in dem Muslime eingebunden waren. Geschehnisse, die eine Verbindung zu den Leben der muslimischen Jugendlichen im heutigen Berlin herstellen und welche die Geschichte von Antisemitismus und Rassismus ganz konkret auch für ihr Leben relevant werden lassen.
Wir haben zudem festgestellt, dass es eine hilfreiche Herangehensweise ist, regionale, geographische Themen im Nahen Osten, die Israel einschließen, zu diskutieren und damit die Diskussion über Israel und die Palästinenser zu einer größeren Diskussion über regionale Ressourcen und Lösungen auszuweiten. Dabei liegt ein Fokus auf einer handlungsorientierten Arbeit, die zu Reflexion und Erkenntnis führen kann.
Auch wenn nicht Kenntnis allein Vorurteilen entgegenwirken kann, so schafft sie neue Perspektiven um Stereotype zu entkräften. Wir hoffen, dass das Material dazu anregt, sich für die Bekämpfung von Antisemitismus einzusetzen, indem Werte wie Respekt, Verschiedenheit und Dialogbereitschaft als Basis einer demokratischen Gesellschaft befördert werden.
Die Herausgeberinnen und Herausgeber