Sekundarstufe I und II: Hands Across the Campus

logos_hatcDas Grundwerte-Curriculum Hands across the Campus hilft Jugendlichen, eine Haltung zum demokratischen Denken zu entwickeln. Die Bausteine sind themenorientiert mit dem Ansatz, Identität, Werte und Menschenrechte zu reflektieren und ethische Dimensionen historischer und aktueller Ereignisse zu erkennen.
Schülerinnen und Schüler werden angeregt, Ereignisse zu hinterfragen und gegenwärtige Erfahrungen aus verschiedenen Blickrichtungen zu betrachten. Dabei entwickeln Schülerinnen und Schüler eigene Standpunkte und Handlungsmöglichkeiten.
Hands Across the Campus ist das erste Programm, das bundesweit – orientiert an den Lehrplänen – fachübergreifend als ein Grundwerte-Curriculum mit individualisierten und kooperativen Lehr- und Lernmethoden für Schulen der Sekundarstufe I und II eingesetzt werden kann. Es fördert die individuelle Werte- und Persönlichkeitsbildung der Schülerinnen und Schüler durch die Bausteine: „Identität und Gesellschaft“, „Lebendige Demokratie“, „Demokratie in Deutschland und USA“ und „Menschenrechte, Herausforderungen für die Demokratie“
Die Jugendlichen werden zur gesellschaftlichen Teilhabe und zur politischen Partizipation in Schule und Gemeinwesen angeregt. Das Programm ermöglicht ferner den teilnehmenden Schulen, ihr Profil und ihre demokratische Schulkultur zu stärken. Hands bildet Bürger für eine globale Welt aus.

Bausteine

Baustein I: Identität und Gesellschaft

1.1 ich-collageA Wer bin ich? Das bin ich! 

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit wichtigen Aspekten ihrer Identität. Sie werden über die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und ihrer Lebensgeschichte, ihrem Selbstbild, ihren Fähigkeiten, ihren persönlichen Interessen und Zielen dazu angeregt, eigene Lebenspläne zu reflektieren und zu formulieren.

B Wer sind wir? Unsere Identität 

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit ihren Selbstporträts. Diese werden unter ausgewählten Gesichtspunkten zueinander in Beziehung gesetzt. In der Gesamtschau der Selbstporträts werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Schülerinnen und Schülern herausgearbeitet und dokumentiert. So entsteht ein lebendiges und vielfältiges Gesamtbild der Lerngruppe.

C Was ist uns wichtig? Vorstellungen, die unser Leben bestimmen 

Die Schülerinnen und Schüler machen sich ihre eigenen Werteorientierungen bewusst und begründen sie.

Baustein II: Lebendige Demokratie

2.1.1._Partitzpation_schule+LehrerA Partizipation in der Schule 

Die Förderung demokratischer Handlungskompetenzen geschieht am besten in einer Schule, die nach Prinzipien der Partizipation gestaltet ist. Schülerinnen und Schüler werden an der Gestaltung des Unterrichts und des Schullebens beteiligt. Beteiligung kann „von oben“ zwar angestoßen werden, sie entwickelt sich aber in der Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Beteiligung und die Verantwortungsübernahme der Schülerinnen und Schüler für den eigenen Lernprozess findet vor allem im Unterricht aber auch im außerunterrichtlichen Bereich statt. Sie dient nicht
nur der Förderung demokratischer Handlungskompetenzen, sondern ist eine Bedingung erfolgreichen Lernens.

In diesem Lernangebot werden unterschiedliche Möglichkeiten und Vorgehensweisen für die praktische Realisierung von Grundsätzen und Verfahren der Partizipation in der Schule vorgestellt. Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler befähigt werden, das Maß ihrer Beteiligung selbst zu verantworten. Dazu wird ein Material im Sinne von Peer Education (A 1) für Schülerinnen und Schüler und ein Material für Steuergruppen (A 2) bereitgestellt.

B Förderung von Engagement 

In diesem Lernangebot werden unterschiedliche Möglichkeiten zum freiwilligen Engagement von Jugendlichen beschrieben. Methodisches Handwerkszeug bietet ein Methodenset zur Entwicklung von entsprechenden Projekten, das innerhalb dieses Bausteins genauer erläutert wird.

C Partizipation in Unternehmen 

Die Schülerinnen und Schüler untersuchen individuelle Gestaltungs- und Partizipationsmöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen
– sowohl an deren eigenen Arbeitsplätzen wie im ganzen Unternehmen. Dazu analysieren sie Beispiele und befragen Expertinnen und Experten. Sie machen
sich ihre eigenen Ansprüche an die zukünftige berufliche Tätigkeit bewusst, überprüfen sie an den Realisierungsmöglichkeiten und den zugrunde liegenden Werteorientierungen.

D Erinnerung in Bewegung 

Die Schülerinnen und Schüler diskutieren die Vielschichtigkeit von Erinnerung und die Schwierigkeit der Gestaltung von Denkmälern im öffentlichen Raum. In der Beschäftigung mit dem Lernfeld erfahren sie exemplarisch von gesellschaftlichen Diskussionen und Konflikten, die die Planung und Errichtung von Denkmälern begleiten können. Hierbei geht es in besonderem Maße um die Frage, wem die Erinnerung gehört und welche Beteiligungsformen in der Auseinandersetzung mit Erinnerung möglich sind.

Baustein III: Demokratie in Deutschland und den USA

3.2 frauenwahlrechtA Frauenwahlrecht – wenn aus Unterschieden Benachteiligung wird 

Die Schülerinnen und Schüler entdecken, wie Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu ungleichen Lebenschancen von Frauen und Männern führen und analysieren einige Ursachen. Sie setzen sich mit den Hoffnungen auseinander, die mit dem Kampf um das Frauenwahlrecht verbunden waren und diskutieren aktuelle Vorschläge, institutionelle und weitere geschlechtsspezifische Benachteiligungen von Frauen in der Arbeitswelt abzubauen.

B Widerstand im Nationalsozialismus – Erfahrungen aus der Geschichte 

Dieses Lernangebot ist mit den Lehrplanthemen „Jüdisches Leben in Europa“, „Ursachen des Nationalsozialismus“, „Zweiter Weltkrieg“ und „Nürnberger Prozesse“ eng verbunden.

Während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs wurden mehr als sechs Millionen Juden planmäßig und industriell ermordet. Verfolgt wurden abertausende Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung und politische Gegner der Nazis wie Kommunisten, Sozialdemokraten, Pazifisten und Gewerkschafter.

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in diesem Lernangebot mit dem Handeln von Menschen, die mutig Widerstand gegen die nationalsozialistische Vernichtungspolitik leisteten, indem sie verfolgten Menschen halfen und wenn möglich retteten und die sich dadurch gegen die große Mehrheit der Mitläuferinnen und Mitläufer und Befürworterinnen und Befürworter dieser Politik gestellt haben. Die Schülerinnen und Schüler analysieren die Handlungsmotive dieser Menschen und setzen sie in Bezug zu heutigem Handeln.

C Civil rights movement und gewaltloser Widerstand 

Am Beispiel der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit Bedingungen und Mechanismen gesellschaftlicher
Diskriminierung auseinander und erarbeiten Möglichkeiten, die Menschenund Bürgerrechte in einem demokratischen Staat gewaltfrei durchzusetzen. Sie erkennen, wie die Konstruktion „Rasse“ entstehen kann, welche Merkmale den Rassismus kennzeichnen und wie der Einzelne und die Gesellschaft Rassismus überwinden können.

D Deutschland – ein Einwanderungsland 

Im Spannungsfeld von Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten wird in gesellschaftlichen Diskursen und in politischen Prozessen entschieden, wie mit Einwanderinnen und Einwanderern umgegangen werden soll, wie verschiedene Gruppen von Einwanderinnen und Einwanderern definiert und behandelt werden.

Das Lernangebot „Deutschland – ein Einwanderungsland“ gliedert sich in drei Sequenzen, die aufeinander aufbauen. Zunächst steht die Auseinandersetzung mit dem persönlichen Schicksal von Migrantinnen und Migranten im Mittelpunkt. Dann werden politische, moralische und wirtschaftliche Probleme, die mit der Migration zusammenhängen, thematisiert; am Schluss stellt sich die Frage nach der Gestaltung einer Einwanderungsgesellschaft.

Baustein IV: Menschenrechte

4.3 strafgegichtshofA Codex Hammurapi 

Die älteste vollständig erhaltene Gesetzessammlung der Welt, der Codex des babylonischen Königs Hammurapi (1810 –1750 v. u. Z.), erlaubt es, die Bedeutung von Rechtssicherheit für eine Gesellschaft zu erkennen. Der Grundsatz der Rechtssicherheit garantiert dem Einzelnen die gleiche rechtliche Bewertung vergleichbarer Einzelfälle, die Voraussehbarkeit von Rechtsfolgen und die Durchsetzung richterlicher Entscheidungen. Die Auseinandersetzung mit dem Codex Hammurapi ermöglicht es, die historische Gebundenheit und Wandelbarkeit von Rechtsauffassungen und Gesetzen und auch die Errungenschaft der Rechtssicherheit zu erkennen.

B Nürnberger Prozesse – universelle Gerechtigkeit herstellen 

Gegenstand dieses Lernangebots ist die (nicht abgeschlossene) Entwicklung und Durchsetzung der Menschenrechte und die Bedeutung der Verantwortung des Einzelnen für Verbrechen, die im staatlichen Auftrag begangen werden. Den Ausgangspunkt bildet der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess von 1945/46, mit dem der Grundstein für einen neuen Umgang mit Kriegsverbrechen gelegt wurde: die internationale Strafjustiz schränkt das Souveränitätsrecht der einzelnen Staaten ein. Es wird die Entwicklung vom Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess bis zum Internationalen Strafgerichtshof thematisiert.

C Leben in Darfur 

Anhand des seit 2003 andauernden (Bürger-)Kriegs in der sudanesischen Region Darfur sollen die Möglichkeiten zur Durchsetzung der Menschenrechte exemplarisch analysiert und beurteilt werden. Der (Bürger-)Krieg in Darfur kann als exemplarisch für den Typus eines „neuen Krieges“ (Münkler) bezeichnet werden, weil er ökologische, ökonomische, soziale und politische Dimensionen hat, die regional, national und international verankert sind. Das macht die bisherigen Friedensinitiativen so schwierig und relativ erfolglos. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Konfliktszenario werden die Schülerinnen und Schüler herausgefordert, sich ihre eigene Rolle und Aufgabe als Bürgerinnen und Bürger einer Weltgesellschaft bewusst zu machen und zu reflektieren.

D Südafrika im Übergang von der Apartheid zur Demokratie 

Südafrika hat einen gewaltigen gesellschaftlichen Umbruch, nämlich den Übergang von einer rassistisch begründeten Diktatur einer Minderheit hin zu einer Demokratie, vollzogen. Es hat Institutionen für einen Umgang mit der Vergangenheit geschaffen, die Chancen für eine gemeinsame Zukunft der tief gespaltenen Gesellschaft eröffnen sollen und die für andere Länder in einer Umbruchssituation von großem Interesse sind.

Aus diesem Kontext werden zwei Schwerpunkte herausgehoben: die Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission und die Person Nelson Mandelas. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika – und andere vergleichbare Institutionen der Auseinandersetzung mit Verbrechen, Schuld und Sühne – ist ein Versuch, die Vergangenheit zu „bewältigen“, Gerechtigkeit (wieder) herzustellen und die Menschenrechte durchzusetzen. Die Anerkennung und Durchsetzung der Menschenrechte sind das Hauptthema dieses Bausteins. Die Auseinandersetzung mit der Rolle, die Nelson Mandela bei der Überwindung der Apartheid gespielt hat, regt die Schülerinnen und Schüler dazu an, über ein Engagement in gesellschaftlichen Fragen nachzudenken. Sie erkennen, dass die Menschenrechte mit nationalen und internationalen Institutionen allein offensichtlich nicht durchsetzbar sind.

E Rassismus hat Geschichte: Der Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika (Namibia) 

Der Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, spielt in der globalen Geschichte der Entfesselung von Gewalt im 20. Jahrhundert eine besondere Rolle. Er war der erste Völkermord in der Geschichte des Deutschen Reiches. Im Kontext von Rassismus und Kolonialismus war er möglich geworden und hat allein dadurch, dass er geschah, den Boden für Vernichtungskriege und Konzentrationslager im nationalsozialistischen Deutschland bereitet. Eine weitere Verbindung lässt sich zur Entwicklung rassistischer Denk- und Handlungsmuster in der Weimarer Republik und bis in die Gegenwart hinein ziehen.

Baustein V: Herausforderungen für die Demokratie

5.4 gewinn_moralA Nahost

B Antisemitismus am Beispiel von Verschwörungstheorien 

Gegenstand dieses Lernangebots sind antisemitische Semantiken, Denkmuster, (Vor-)Urteile und Einstellungen. Diese werden am Beispiel antisemitischer Verschwörungstheorien bearbeitet/erläutert/eingeführt. Ziel dieses Lernangebots ist es, dass sich die Schülerinnen und Schüler solche Gedanken und Denkmuster bewusst machen, die eigenen Vorurteile überprüfen und Strategien entwickeln, antisemitischen Äußerungen und Taten praktisch entgegenzutreten.

C Gewinn oder Moral – ethische Unternehmensführung 

Können Unternehmen ihre Ziele und ihre Geschäftspraxis an grundlegenden Werten orientieren? Und wenn ja: Wie können Unternehmensziele aussehen, die diesen Wertvorstellungen folgen? Welche Strategien gibt es dafür, dass Unternehmen auch tatsächlich nach moralischen Grundsätzen handeln? Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit diesen Fragen auseinander, indem sie selbst ein Unternehmenskonzept für ein in einer Krise steckendes Unternehmen, das ethischen Grundsätzen folgt, entwickeln.

D Jugendliche suchen Orientierung für ihre Zukunft

Das Lernangebot „Jugendliche suchen Orientierung für ihre Zukunft“ wird im Rahmen einer Expertenrunde abgeschlossen und nachgereicht. Es kann über das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), das American Jewish Committee Berlin oder die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. Berlin bezogen werden.

Portfolio

1.2 klassencollage

Das Portfolio soll ein Begleiter bei der Beschäftigung mit den verschiedenen Lernangeboten sein. Du kannst da deine Materialien und deine Arbeitsprodukte sammeln und kommentieren. Die Fragen sind als Anregungen gedacht, nochmal über die Arbeit an den einzelnen Themen nachzudenken: Was war meine Interesse am Thema, welche Fragen hatte ich, welche Ziele habe ich mir gestellt, was habe ich gelernt, was ist offen geblieben?

Auch Aktivitäten, die über den Unterricht hinausgehen, kannst du dokumentieren.

Methodenwerkstatt

2.2 engagement

Aktivierende Methoden und Instrumente 

Feedback / Reflexion: Fünf-Finger-Ranking, Stimmungsbarometer, Zielscheibe, Denken-Austauschen-Vorstellen, Feedback geben und annehmen, Stärken-Schwächen-Analyse, Vierfelderanalyse

Präsentation von Arbeitsergebnissen: Fishbowl, Gallery-walk, Autografensammlung, Sesseltanz

Visualisierung: Concept Map

Auseinandersetzung mit einer Themenstellung: Gruppenpuzzle, GraFiz, Lernszenario, Fischgrät-Diagramm, Lernwerkstatt

Diskussion / Meinungsbildung: Dilemma-Methode, Deliberation, Debating, Vier Ecken Graffity, Pro-Kontra-Debatte, Experten-Talkshow

Annäherung an eine Themenstellung: Placemat, Advance Organizer, Schneeball

Ideenfindung: Geben und Nehmen, Kopfstandmethode

Arbeit in Gruppen: Numbered Heads, Denken-Austauschen-Vorstellen, Gruppenpuzzle etc.

Gruppenbildung: Bildpuzzle, schnelle Gruppenfindungsmöglichkeiten