Für die Grundschule – Hands for Kids

logos_hfkDas Grundwerte-Curriculum Hands for Kids für die Grundschule wird seit 2007 gemeinsam mit Bildungsexperten und schulischen Akteuren entwickelt. Ausgehend von der Erkenntnis, dass sich Stereotypen und Vorurteile bereits in frühen Jahren festigen, wurde ein handlungsorientiertes demokratiepädagogisches Curriculum erarbeitet, das auf Grundwerten basiert und Identität stiftet.

Das Programm bewirkt durch seinen demokratiepädagogischen Ansatz, dass die Kinder bereits bei Beginn ihrer Schulzeit soziale, moralische und demokratische Kompetenzen handlungsorientiert weiter entwickeln. Sie lernen, wie sie durch gemeinsame Werte einen Umgang mit ihren Unterschieden finden können. Durch die interaktive Lernmethoden und Individualisierung des Lernens geht das Programm auch auf die Ansprüche der Inklusionspädagogik ein.

Das Curriculum beinhaltet fünf pädagogische Bausteine zu den Themenfeldern „Identität“, „Kinder sind stark“, „Demokratie leben, Verantwortung übernehmen“, „Alle Kinder haben Rechte“ und „Global Kids“
Hands for Kids ist ein wichtiges Instrument zur Schulentwicklung. Durch klassen-und jahrgangsübergreifende Projekttage stärken Schulen ihre Schulgemeinschaft und Profil. Das Programm gibt Anregungen zur Netzwerkbildung mit der Durchführung von Kinderkonferenzen sowie zur Einbindung in die Nachbarschaft durch Engagementprojekte.

Die Bausteine

Baustein I: Identität entdecken, Gemeinschaft leben

1.2. Lernst.1,2 BesuchLernfeld 1: Meine Hände – unsere Hände 

Dieses Lernfeld nimmt den Titel des Grundwertecurriculums „Hands for Kids“ auf und bietet eine bewusste Wahrnehmung der eigenen und Identität der anderen an. Die Kinder machenzunächst Erfahrungen mit ihren Händen. In interaktiven Übungen spüren sie die unterschiedlichen Funktionen und Wirkungen ihrer Hände. Alle handlungsorientierten Phasen sollen mit einer Reflexion abgeschlossen werden. Sie lernen, ihre Hände bewusst wahrzunehmen, in ihren Wirkungen, ihrer Nützlichkeit zu spüren und daraus ein Verständnis für Hände als ein elementares Symbol für verantwortliches individuelles Handeln zu entdecken („In die Hand nehmen…“).

Lernfeld 2: Wer bin ich? Wer sind wir? 

In diesem Lernfeld beschäftigen sich die Kinder mit ihrer Identität und der Identität anderer Kinder. Sie machen sich bewusst, welches Bild sie über sich selbst haben und welches Bild sie anderen übermitteln wollen. Wer sich selbst kennt, seine Stärken und Schwächen wahrnimmt und sie einordnen lernt, wird die Anforderungen in Bezug auf die Gemeinschaft und später auf die Gesellschaft bewältigen können.

Dieses Lernfeld zielt auf die kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft, in der viele Kinder einen Migrationshintergrund haben. In ihm werden Gewohnheiten und Traditionen des Miteinanders in der Familie und im Lebensumfeld der Kinder angesprochen sowie unterschiedliche Wertungen und Orientierungen reflektiert. Sie erleben die Vielfalt der Kinder als Stärke und als Reichtum der Lerngemeinschaft.

Baustein II: Kinder sind stark

mädchen renntLernfeld 1: Ich-Botschaften formulieren, mit Gefühlen umgehen und zuhören können 

Rahmenlehrpläne für die Grundschule zielen grundsätzlich auf die Entwicklung von Handlungskompetenz. Neben kognitiven sind auch soziale Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten und Einstellungen erforderlich. Soziale Kompetenz zeigt sich in der Befähigung des Einzelnen, in wechselnden sozialen Situationen erfolgreich im Einklang mit sich selbst und anderen selbstwirksam zu agieren. Sie korrespondiert sehr stark mit der personalen Kompetenz, die
gekennzeichnet ist z. B. durch Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, wachsende emotionale Unabhängigkeit, Selbstständigkeit, Zutrauen in die eigenen Stärken und Erkennen der persönlichen Schwächen.

Lernfeld 2: Andere Kinder kennenlernen – Freundschaften 

In dem Lernfeld wendet sich der Blick der Kinder auf das Kennenlernen von anderen Kindern und auf die Entwicklung von Empathie und auf das Einüben von gegenseitigem Respekt, Anerkennung und Verantwortungsübernahme, Achtung vor Unterschieden und Toleranz im Umgang miteinander. Alle Kinder sind unterschiedlich, und nicht zu allen Kindern kann man eine Freundschaft aufbauen, aber man kann sie achten und in ihrer Würde nicht verletzen.

Lernfeld 3: Für andere Kinder eintreten – gegen Mobbing 

Jede Woche geschehen geschätzt rund 500.000 Mobbing-Übergriffe an deutschen Schulen. Dazu zählen auch Grundschulen, wo Mobbing bereits ein Problem darstellt. Mobbing ist schwer zu fassen, weil es meist mit einem längeren Prozess verbunden ist, der für Außenstehende nicht immer leicht zu durchschauen ist. In diesem Lernfeld erkennen Kinder Formen des Mobbings und verstehen, wie Mobbing entsteht und wie sie selbst durch Konfliktlösungskompetenz Mobbing in den Anfängen stoppen können.

Baustein III: Demokratie leben, Verantwortung übernehmen

schule_2Lernfeld 1: Klassenrat 

Der Klassenrat ist ein Ort an dem Kinder Demokratie als Alltagskultur erleben und
erlernen, indem sie

  1. selbstgewählte Lernvorhaben vorstellen und verabreden,
  2. Kooperationen beschließen,
  3. Rechercheaufträge und Fragen der Klasse formulieren,
  4. Lernergebnisse präsentieren und bewerten,
  5. das soziale Leben der Klasse organisieren,
  6. Eigene Probleme und Probleme mit anderen Klassen besprechen und ggf. Maßnahmen zur Lösung der Probleme einleiten,
  7. Selbstverwaltungsangelegenheiten der Klasse besprechen und Beschlüsse fassen.
  8. Ämter wählen, wie z. B. die Wahl der Schülervertreter.

Lernfeld 2: Kinder übernehmen Verantwortung – Service-Learning – Lernen durch Engagement 

Kinder lernen Demokratie durch Partizipation zunächst im schulischen Alltag, dann aber auch über die einzelne Schule hinaus im Gemeinwesen. Wenn Kinder sich mit den Zuständen in ihrem Gemeinwesen konfrontiert sehen und an deren Veränderung mitwirken, entwickeln sie soziale, moralische und demokratische Kompetenzen und übernehmen durch ihr Handeln Verantwortung. Dieser Praxisansatz aus dem amerikanischen Raum wird Service-Learning genannt und hat sich in Deutschland unter dem Titel Lernen durch Engagement eingeführt. Er hat zum Ziel, das Engagement der Kinder in die Lern- und Schulkultur zu integrieren und zum festen Bestandteil des Unterrichts zu machen.

Baustein IV: Alle Kinder haben Rechte

kinderrechte kürzerLernfeld 1: Kinderrechte – Regeln in unserer Lerngruppe 

1989 wurden die Kinderrechte in einem internationalen Abkommen in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen definiert. In dem Material zum Lernfeld „Kinderechte – Regeln in unserer Lerngruppe“ wird die Kinderrechtskonvention in der offiziellen und in einer kinderfreundlich formulierten Fassung erläutert. Diese Materialien sollen Kinder und Erwachsene darin unterstützen, die Situation in der Lergruppe mit Blick auf die Umsetzung der Kinderrechte einzuschätzen und zu gestalten.

Lernfeld 2: Kinderrechte sind Menschenrechte – Kinder in Darfur 

Die Schülerin Zola Schmitz aus Kalifornien entwickelte die Kampagne „Kids for Darfur“. Zola informierte ihre Mitschülerinnen und -schüler über die Situation der Kinder in Darfur und initiierte eine Postkartenaktion an die amerikanische Regierung. Die Kinder forderten die Politik zu einem stärkeren humanitären Engagement in Darfur auf. Mittlerweile haben in den Vereinigten Staaten und in Deutschland auch Jugendliche anderer Schulen diese Aktion aufgegriffen. So übergaben am 10. Juli 2008 Schülerinnen und Schüler im Bundeskanzleramt über eintausend Postkarten mit der Bitte, sich stärker für Menschen in Darfur einzusetzen.
In dem Lernfeld setzen sich Kinder mit der Lebenssituation Gleichaltriger in Darfur auseinander. Sie benutzen dafür Kinderzeichnungen aus Darfur. Sie „beantworten“ diese Zeichnungen mit Bildern, auf denen sie zeigen, wie sie sich für Kinder in Darfur einsetzen und wie sie helfen können. Die Diskussion der Kinder über Darfur und eine Kampagne, die das Ziel hat, Spendengelder für Darfur zu sammeln, werden durch einen Brief von Ted Chaiban, Leiter UNICEF Sudan, gestützt.

Baustein V: Global Kids

5.1 medien.plakatLernfeld 1: Kinderbilder in Medien 

Fotos von Kindern illustrieren Nachrichten, sind Werbeträger, mit ihnen wird um Spenden gebeten. Das Lernfeld konzentriert sich auf einen Medienbereich: Das veröffentlichte Bild. Kinder sollen überprüfen, ob sie ihre Lebenswirklichkeit in Fotografien in Tageszeitungen und Monatszeitschriften, die für sie selbst und andere Altersgruppen herausgegeben werden, wiedererkennen.

Lernfeld 2: Kinderkonferenz – Schule macht Demokratie 

Die Kinderkonferenz ist für eine große Anzahl von Kindern ab dem Kindergartenalter die erste Möglichkeit der Beteiligung vor Ort, um ihre Schule zu entwickeln. Kinder werden dabei darin unterstützt, Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen zu formulieren, die sich auf den Alltag, ihre Verhältnisse untereinander und mit Erwachsenen beziehen. Sie lernen dabei, Umsetzungsschritte gemeinsam zu planen, zu verabreden und anzugehen.

Lernfeld 3: Kinderkonferenz – Hands for Kids 

Die Kinderkonferenz zielt zunächst darauf, Kindern einen Überblick über fünf Lernfelder aus Hands for Kids zu erlauben. Die Stationen in der Kinderkonferenz sind vorbereitete Lernumgebungen mit Materialien, mit denen jeweils fünfzehn bis zwanzig Kinder selbstorganisiert lernen können. Das Lernen an den Stationen wird vorher eingeführt. An den Stationen können die Kinder in kleineren Gruppen miteinander lernen. Die Kinder, die Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter achten gemeinsam darauf, dass an jeder Lernstation eine gleiche Anzahl von Kindern lernt. Mögliche Ergebnisse verbleiben an den Lernstationen.

Zusatzbausteine

6 zusatzbaust.elternZusatzbaustein A: Eltern beteiligen: Kooperation zwischen Schule und Elternhaus 

Hands for Kids ist ein demokratiepädagogisches Grundwertecurriculum, das den Anspruch hat, nicht nur die Kinder als handelnde Akteure, sondern ebenso die Eltern am Lern-und Entwicklungsprozess ihrer Kinder teilhaben zu lassen. In demokratischen Schulentwicklungsprozessen sind die Eltern gleichberechtigte Partner für Erziehungs- und Bildungsfragen, die in Aushandlungsprozessen gemeinsam geklärt werden. Kinder lernen nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause. Deswegen ist der Erziehungsprozess ganzheitlich zu sehen und es ist wünschenswert, dass die Eltern in den Aufbau der Gelegenheitsstrukturen einbezogen werden, um demokratisches Handeln als gemeinsames Handeln zu erleben.

Zusatzbaustein B: Hands for Kids für Pädagogen: Einführungs- und Fortbildungsworkshop 

Hands for Kids ist ein demokratiepädagogisches Grundwertecurriculum für die sechsjährige Grundschule. Es lädt dazu ein, diese Anregungen für eine breitere Unterrichts- und Schulentwicklung,die demokratische Ziele, Verfahren, Methoden und Lerngegenstände miteinander verbindet, mitzunutzen. In einem zweitägigen Workshop werden Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter bzw. Personen aus den Unterstützungssystemen für Unterrichts- und Schulentwicklung in das Programm Hands for Kids eingeführt.